Peer-to-Peer-Sharing: Chancenreiche Gemeinschaft.
Peer-to-Peer-Sharing (P2P) hatte einen schweren Start. Doch seit Napster hat sich die Welt des Teilens gewandelt: Nicht nur sind die meisten P2P-Sharing-Modelle vollkommen legal. Auch was geteilt wird, hat sich geändert. Das bietet Unternehmen Chancen.
Es fing mit günstigen, rein digitalen Produkten an. Nun teilen Nutzer des P2P auch wertvolle Waren und Besitztümer. Man denke nur an Wohnraum bei Airbnb oder Autos bei Lynk & Co. Das macht Sinn: Eine Wohnung kann leicht Hunderttausende Euro kosten. Wenn sie nicht genutzt wird, sind die Opportunitätskosten hoch. Auch die externen Kosten - vor allem für die Umwelt - können durch das Teilen hochwertiger Güter gesenkt werden. Allerdings bleibt eine Frage offen:
Wie können Unternehmen das Teilen für Verbraucher:innen noch attraktiver gestalten, ohne traditionelle Geschäftsbereiche zu gefährden?
P2P-Sharing: Das sind die Grundlagen.
Wenn ein Unternehmen einen Marktplatz für den Austausch von Produkten einrichten und eine wachsende P2P-Gemeinschaft schaffen will, muss es zwei Risiken abwägen.
Risiko Nr. 1
Erstens muss das Unternehmen einen Verbraucher bzw. eine Verbraucherin mit angemessenen Nutzungskosten zusammenbringen. Und es muss dabei das Risiko (als eingetragener Händler) der P2P-Sharing-Funktion für eine Online-Community handeln. Das Management dieses Risikos ist wesentlich komplexer als bei linearen Direct-to-Consumer-Geschäftsmodellen (D2C). Bei D2C-Geschäftsmodellen wird das Risiko der einzelnen Verbraucher:innen bewertet. Dafür werden in der Regel Daten von Kreditbüros verwendet. Verschiedene Informationen fließen in die Bewertung ein: Alter, Art der Beschäftigung, Dauer der Beschäftigung, Einkommen, Kaufkraft und vieles mehr. Das Ergebnis ist eine Bonitätsbewertung der Verbraucher:innen, die Auskunft über ihre Ausfallwahrscheinlichkeit gibt. Für Peer-to-Peer-Gemeinschaften hingegen müssen die Risikobewertungsmodelle viel näher am B2B-Bereich angesiedelt sein. Dies liegt an den Netzwerkeffekten, die in den Gemeinschaften entstehen.
Risiko Nr. 2
Das zweite Risiko hat mit der Eigentumsbindung zu tun. Diese Strategie ist für Unternehmen attraktiv, die den Verbraucher:innen Produkte mit einem hohen Wert anbieten. Im Falle eines Automobilherstellers könnte dies bedeuten, dass er stark in den Kundendienst und die Wartung investiert. Nicht lineare Modelle wie Pay-per-Use, Pay-per-Activation und Pay-per-Subscription senken ebenfalls die Eintrittsbarriere für die Ware oder Dienstleistung. Dies ist für die Verbraucher:innen attraktiv, hat aber auch direkte Auswirkungen auf den Cashflow des Unternehmens. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass andere Geschäftsbereiche untergraben werden.
Lynk & Co: ein typischer Fall.
Unsere Partnerschaft mit Lynk & Co zeigt, dass es sich lohnt, Verbraucher:innen ein breites Spektrum an Produkten und Dienstleistungen anzubieten. Lynk & Co wägt Komfort, Betriebskosten und die damit verbundenen Risiken sorgfältig ab.
Ein Auto besitzen plus Extras.
Über das Eigentumsmodell, auch Modell 01 genannt, können Verbraucher:innen ein Auto kaufen und teilen – und so Kosten sparen. Wer den Wert des Fahrzeugs steigern möchte, kann zusätzlich einen Serviceplan oder eine Versicherung abschließen. Ein Alleinstellungsmerkmal in einem überfüllten Markt.
Monatliche Mitgliedschaft.
Wer ein Auto nutzen, aber nicht besitzen möchte, wählt das Abomodell. Verbraucher:innen zahlen dafür zwar monatlich etwas mehr. Dafür sparen sie aber die Anschaffungskosten und überlassen das Eigentumsrisiko Lynk & Co. Auch im Abomodell können Nutzer:innen das Auto mit der Community teilen und so ihre Kosten reduzieren. Ein interessantes Modell vor allem für Verbraucher:innen in Städten – eine der Hauptzielgruppen von Lynk & Co.
Mitgliedschaft ohne Auto.
Der innovativste Teil des Angebots – und ein wichtiger Teil der Sharing-Community – ist die Möglichkeit, Mitglied bei Lynk & Co zu werden, ohne ein Auto zu kaufen oder zu abonnieren. Dies spricht Verbraucher:innen an, die sehr kostensensibel sind, selten ein Auto brauchen oder beides. Die Mitgliedschaft ist wichtig, weil sie Netzwerkeffekte ermöglicht. Schließlich brauchen Mitglieder, die ein Auto haben, andere Mitglieder ohne Auto, mit denen sie es teilen können.
Allein der kurze Überblick über diese drei Modelle deutet an, wie komplex P2P-Sharing sein kann. Klar: Sie orientieren sich an den Bedürfnissen der Nutzer:innen – und diese sind sehr vielfältig.
Für Unternehmen, die diese Herausforderung annehmen und die Risiken im Blick behalten, ergeben sich aber auch Chancen: Junge Unternehmen können die Branche verändern oder den Markt herausfordern. Und etablierte Akteure können ihre starke Position nutzen, um Innovationen voranzutreiben – und ihre Marktstellung vielleicht noch weiter auszubauen.